Keep calm and watch TV!

In der letzten Woche war ich krank. Nein, kein Corona! Ich gehe selten mit dem Trend, warum also dieses Mal? Es war schlicht und ergreifend eine heftige Erkältung. Mit den Worten der Wise Guys: „Mein Kopf fühlt sich an wie ein Atomkraftwerk, ich hab nen Tatendrang wie ein Gartenzwerg“. Ja, genau so war das. Die oben beschriebene Situation trifft derzeit auf viele Personen zu. Sei es nun Erkältung, Grippe oder Covid-19 – gefühlt sind derzeit besonders viele Leute krank und sitzen oder vielmehr liegen zu Hause. Da man nicht ewig im Bett rumliegen kann, habe ich für den Perspektivwechsel am Tag die Couch vorgezogen. Nur was dann? Wenn der Schädel brummt, ist die Konzentration fürs Lesen sowieso nicht da. Also Netflix. Aber hier stellte ich fest, dass die modernen Serien durchaus mehr Grips voraussetzen, um jeder Intrige oder Storyline folgen zu können. Berieseln lassen ist etwas Anderes. Und dann habe ich doch tatsächlich den „klassischen“ Fernseher angemacht. Ja, den gibt’s noch. Nur ganz ehrlich, so krank kann ich gar nicht werden, um den Doku-Soaps des Privatfernsehens irgendwie folgen zu wollen. Stattdessen blieb ich bei den Öffentlich-Rechtlichen hängen.

Hier ein ehrliches Wort: Im Grunde finde ich die GEZ-Gebühren horrend. Pro Haushalt soll man pro Monat eine Gebühr von 17,50 Euro bezahlen – Tendenz steigend! Zum Vergleich: Netflix will für einen Zugang knapp 8 Euro, für zwei Zugänge 12 Euro pro Monat. Amazon Prime kostet pro Monat je nach Abo entweder genauso viel oder weniger als ein einzelner Netflix-Zugang. Zudem gibt’s Filme und Serien immer dann, wann man will und die Inhalte richten sich vor allem an die mittlere Altersgruppe und nicht an Ü60-Zuschauer. Dennoch: Wenn man krank ist, ist das öffentlich-rechtliche Fernsehen unschlagbar. Denn für die Wirtschaft gilt, dass wenn der Arbeitnehmer krank ist, das Humankapital ausfällt. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten, um den Schaden in dieser Zeit für die Wirtschaft möglichst zu minimieren. Entweder die Zeit der Erkrankung für den Arbeitnehmer zu verkürzen und/oder diese Zeit zumindest mit persönlicher Weiterbildung zu verbringen.

Für beides sind ARD, ZDF und Co. bestens geeignet. Nirgendwo kann man besser vor sich hindösen oder einschlafen als bei „Bares für Rares“. Wirklich spannend wird es nie und beim rheinischen Singsang von Horst Lichter fallen mir automatisch die Augen zu. Ebenfalls hierfür zu empfehlen sind die Naturdokumentationen in den dritten Programmen. Und Schlaf ist doch die beste Medizin. Aber auch Lehrreiches kam dabei rum: Auf Arte habe ich immerhin gelernt, dass die viel verehrte Coco Chanel eine unausstehliche Persönlichkeit hatte und Antisemitin war. Im NDR lernte ich, dass mein Kopf etwa 5 Kilo wiegt und wenn ich die übliche Smartphone-Haltung einnehme, eine Hebelwirkung, je nach Vektor, von 5 erreicht wird. Mein Rücken muss dann also 25 Kilo halten. Zudem ist die perfekte Rückenhaltung nach hinten angelehnt (werde ich jetzt auch so im Büro machen).

Zu guter Letzt kann ich dieser Tage dringend das Schauen der Serie „Charité“ empfehlen. Wer sieht, wie die Mediziner zum Ende des 19. Jahrhunderts mit Tuberkulose umgegangen sind, welche Standards dort herrschen und wie die Sterblichkeitsrate damals insbesondere bei Tuberkulose war, der wird sich freuen in der heutigen Zeit zu leben und mit einer minderschweren Krankheit (Ernstfälle ausgenommen) auf der Couch zu liegen. So hat dann die erzwungene Auszeit auch was für sich.

Autor

Christiane von Berg

Regional Economist

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