Kaufrausch mit Glühwein

„Es ist für uns eine Zeit angekommen, sie bringt uns eine große Freud“ – ich war dieses Wochenende beim Adventssingen. Da geht es in den Impulsen immer wieder darum, dass dies die Zeit ist, sich auf sich selbst und seine Umgebung zu besinnen. Dass kleine Gesten mehr Wert sind als große überbordende Geschenke und man zurück zu den einfachen Dingen kommen sollte. So schön diese Gedanken sind, so sehr muss ich als Volkswirtin sagen: Das ist die falsche Ansage für dieses Jahr!

Konjunkturell gesehen sind wir im Sommerhalbjahr 2019 nur ganz knapp an einer „technischen Rezession“ vorbeigekommen (zwei Quartale mit negativen Wachstumsraten in Folge). Mit einem Plus von 0.1 % zum Vorquartal war das Ergebnis im dritten Quartal 2019 denkbar knapp. Das sollte sich nicht wiederholen. Und auch wir können dazu unseren Beitrag liefern … indem wir es beim privaten Konsum so richtig krachen lassen. Daher heißt die Devise für das diesjährige Weihnachtsfest: Klotzen und nicht kleckern! Nach Black Friday und Cyber Monday muss man im Advent ’ne weitere Schippe drauflegen.

Jetzt ist die Zeit gekommen, den Kindern die ultra-teuren Sneaker, die derzeit einfach alle tragen, zu kaufen. Hilfreich wäre es, dies ohne größere Verschuldung zu finanzieren, um den Pegel nachhaltig oben zu halten. Zur Not wären auch ein paar Euro in der Miese in Ordnung. Nach dem dritten Glühwein, den man überteuert am Christkindelmarkt gekauft hat, ist einem das ohnehin eher egal. Wer sagt, dass dabei der „Geist der Weihnacht“ verloren geht und das Ganze in einem kommerziellen Kaufrausch mündet, dem möchte ich all die Weihnachtsbücher ans Herz legen, in denen der Weihnachtsmann eine größere Rolle einnimmt. In der heutigen Darstellung ist er vor allem geprägt von seinen Auftritten als Werbeobjekt eines Produzenten eines koffeinhaltigen Kaltgetränks aus Atlanta. Mit dem klassischen Christkind oder dem Heiligen Nikolaus von Myra hat das weniger zu tun. Aber in diesem Jahr ist das egal, denn dieses Jahr heißt es: Shoppen für Deutschland!

Autor

Christiane von Berg

Regional Economist

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