Was die Saisonbereinigung mit dem Klimawandel zu tun hat

Der Klimawandel ist überall - also auch hier in diesem Blog. Warum? Weil es mehr Dürren und Überschwemmungen gibt? Weil ein Rekordsommer den nächsten jagt? Nein, weil er auch meine volkwirtschaftlichen Analysen beeinflusst!  

Als Volkswirtin analysiere ich Daten, das überrascht jetzt nicht. Diese Daten sind aber in der Regel keine direkt so gemessenen Daten, sondern sie wurden vorab bearbeitet, u.a. mit einer Saisonbereinigung. Das ist ein Verfahren, um die üblichen jahreszeitlichen Schwankungen aus den Daten herauszufiltern und zu erarbeiten, wie stark oder schwach tatsächlich die Konjunkturdaten ausgefallen sind.

Ein Beispiel: die Einzelhandelsumsätze im Vorweihnachtsgeschäft sind immer stark. Aber erst durch die Saisonbereinigung wird deutlich, ob sie gegenüber einem üblichen Jahresergebnis besonders gut oder eben eher mittelprächtig ausgefallen sind. Neben dem Weihnachtsgeschäft gibt es natürlich auch andere besondere Saisonfaktoren, wie den Sommer oder die Urlaubszeit, in dem der Absatz von Eisdielen typischerweise explodiert, jedoch sich die Nachfrage nach Ausflügen in die Eishalle eher in Grenzen hält. Diese Saisonbereinigungsfaktoren sind das Ergebnis jahrelanger Datenanalyse und werden institutionalisiert nur selten angepasst.

 

Branchen spüren Klimawandel am eigenen Leib

Die Folgen des Klimawandels machen inzwischen jedoch zunehmend die üblichen Saisonverläufe zunichte. So erscheint der Winter dieses Jahr (zumindest bis Ende Januar) eher wie ein verlängerter Herbst, in dem wir nur an wenigen Tagen einen dicken Wintermantel brauchten. Da aber schon die Frühjahrskollektion in den Läden wartet, gab es in diesem Winter-Schlussverkauf eine Menge schicker warmer Mäntel für niedrige Preise zu erstehen. Glück für mich – Pech für die Textilbranche.

Denn was sie auch macht, das Wetter wird zunehmend unberechenbar mit überlangen Sommern, in denen schon früh die Bademode ausverkauft ist und der Konsument bereits zu Beginn des Frühjahrs auf Shorts-Suche geht. Ähnlich ergeht es dem Bau: Waren früher die Monate von November bis März hervorragend, um endlich mal ein paar Tage frei zu machen und die Füße hoch zu legen, hat sich das in den letzten Jahren stark geändert. 2019 war der Februar ungewöhnlich trocken und (kann sich noch jemand erinnern?) in den letzten Monatstagen wurde regional in einigen Orten sogar mehrfach die 20 Grad-Marke erreicht.

Wir dürfen gespannt sein, was dieser Februar uns bringt. Gegen sonnige Frühjahrstage hätte ich privat nichts einzuwenden, für die Natur und die Statistik wären trockene Tage aber weniger hilfreich.

Autor

Christiane von Berg

Regional Economist

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